2009 veröffentlichte Aslı Erdoğan ihren Roman, der auf Deutsch Das Haus aus Stein heißt, zum ersten Mal in der Türkei. Das Buch entstand im Umfeld einiger Zeitungskolumnen über die Situation der kurdischen Minderheit. Es war eine Novelle über einen „A“ genannten Mann, durch dessen Augen Erdoğan – die Journalistin und Schriftstellerin – versuchte, einen Blick auf jene Verwüstungen zu werfen, die der Gefängnisalltag in einem Menschen anrichtet; Verwüstungen, die auch die Biographie, mithin die Erzählung von A betreffen: Wir erfahren nicht viel von ihm, außer, dass er täglich vor seinem früheren Gefängnis kniet wie vor einem Schrein, dass er ein Schaufenster zerstört und später ein weiteres Mal verhaftet wird. Die eigentliche Erzählung dagegen, der Blick durch seine Augen, löst sich von den Fakten und Details einer Geschichte und gerät zum assoziativen Metaphernstrom, mit dem sich die Schriftstellerin Erdoğan zum Medium für As Leid macht. 2009 konnte Erdoğan dieses Leid nur durch die von A „geliehenen“ Augen erfassen.